Porträt Dr. Roland Lappin
Ein interdiziplinär denkender und verantwortlich handelnder Finanz-Experte.
Dr. Lappin verfügt über eine beeindruckende Erfahrung in verschiedenen Unternehmen, davon 20 Jahre als Finanzvorstand/CFO der HHLA. Er kann eine nachgewiesene Erfolgsbilanz in
allen finanziellen Bereichen, operativ wie strategisch, aufweisen.
Grundlage dafür ist sein interdisziplinär ausgerichtetes Studium (Verfahrenstechnik, Betriebswirtschaft, Recht, insb. Wirtschaftsverfassungsrecht) und Praxisnähe vor dem Studium
(Lehre zum Außenhandelskaufmann). Notwendiges Wissen, um die klassische unternehmerische Aufgabenstellung im Top-Management, mehrdimensionale Entscheidungen unter Unsicherheit, klug
und wirtschaftlich erfolgreich zu beantworten.
Dr. Lappin hat in seinem bisherigen Berufsleben in 3 Unternehmen gearbeitet: Nach Abschluss des Studiums (Dipl.-Ing. oec.) zunächst für die SGS Societé Générale de Surveillance
S.A., Genf. Als Assistent der deutschen Geschäftsleitung unterstützte er die Post-Merger-Integration und Restrukturierung eines Forschungslabors (Natec Institut in Hamburg).
In dieser Zeit hat Dr. Lappin extern an der Universität Erlangen-Nürnberg promoviert (summa cum laude). Sein Thema: Kreditäre Finanzierung des Staates unter dem Grundgesetz - Ein
Plädoyer gegen den Kreditstaat. Eine juristische Grundsatzarbeit, die bis heute im finanzverfassungsrechtlichen Diskurs Beachtung findet.
Er arbeitete danach für die Schickedanz Holding-Stiftung AG &Co. KG, baute ein wertorientiertes Steuerungskonzept (EVA) auf und beriet und unterstützte den CFO und
Geschäftsführungen von Konzerngesellschaften in Fragen der Unternehmensentwicklung und M&A sowie Devestitionen ( z. B. VP an Procter & Gamble, Transaktionswert 1,2 Mrd. DM
(1994)).
Seit 1996 war Dr. Lappin im Logistikbereich (Häfen, Intermodal, Immobilien) für die HHLA tätig, im Mai 2003 wurde er erstmals in den Vorstand berufen und fortlaufend
wiederbestellt. Er legte sein Mandat als CFO im Januar 2023 nieder. In dieser Zeit hat er nicht nur den Börsengang vorbereitet und erfolgreich platziert (Erlös 1,3 Mrd. Euro (2007)),
auch die Durchführung diverser M&A-Transaktionen und Integrationen im In- und Ausland (Argentinien, Chile, Mitteleuropa), der Aufbau angemessener und wirksamer Governance-Systeme
(Compliance, Risikomanagement, IKS, Revision) oder die langfristig ausgerichtete Entwicklung der Speicherstadt (einschließlich der politischen Überzeugungsarbeit zur Aufnahme in die
Welterbeliste der UNESCO) wurden durch ihn maßgeblich bestimmt.
Roland Lappin ist ein strategisch handelnder Unternehmer, der sich durch Methodenkompetenz (interdisziplinär und generalistisch), ausgerichtet auf nachhaltige Ergebnisse und die
Fähigkeit, Mitarbeitern, Organmitgliedern und Anteilseignern/Aktionären aufmerksam und respektvoll zuzuhören, auszeichnet. All dies auf der Grundlage eines Wertekanons, der der
eingeschränkten Rationalität des reinen Marktprinzips Maß und Mitte entgegensetzt.
Roland Lappin wurde auch als Mitglied des Beirats der Commerzbank, Frankfurt, des Beirats der KfW-Gruppentochter IPEX-Bank und des Beirats des Instituts für Unternehmens- und
Kapitalmarktrecht der Bucerius Law School bekannt.
Und privat? Zeit mit seiner Familie und Freunden verbringen. Und Sport treiben. Segeln (zur Zeit wieder auf der Alster) und Laufen (bevorzugt um die Alster) oder eine Tour mit dem
Motorrad.
Abseits seiner sportlichen Aktivitäten verfolgt Roland Lappin alle Themen der res publica aktiv. Und bringt sich ein, durch Vorlesungen und Vorträge, wie
zuletzt unter dem Titel Zeitenwende - Versuch einer ökonomischen Reflexion.
Ein Kurzinterview.
Auch über Zweifel an quantitativem Wachstum.
Wie sehen Sie die Welt im Jahr 2050 und was wünschen Sie sich?
Ich wünsche mir eine Entwicklung, die die Erreichung der Ziele des Klimaabkommens von Paris (Agenda 2030) als notwendige Voraussetzung unterstellt und das giant leap
Szenario (in: Earth for all, 2022) als motivierenden Weckruf zum Handeln begreift.
Mehr noch. Ich bin bereit, durch Verhaltensänderung dafür leidenschaftlich einzutreten und andere zu motivieren, es mir gleichzutun. Dies umso mehr, da der erforderliche kulturelle
Wandel insb. durch exponierte Vertreter in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft glaubhaft beschleunigt werden muss.
Müsste ich ein Negativ-Szenario benennen, würde Jorgen Randers 2052 Global Forecast Realität.
Warum macht die Zukunft ein anderes Wirtschaften notwendig?
Die Erde und ihre, respektive unsere Ressourcen sind endlich. Das quantitative Wachstumsnarrativ wird durch Wiederholen nicht richtiger. Evidenzbasierte wissenschaftlich fundierte
Erkenntnisse lassen keinen Raum mehr für ein „Weiter so!“.
Erzählen Sie uns bitte von einem Schlüsselerlebnis, das Ihre Weltanschauung verändert hat.
Es gibt mehrere. Hervorheben möchte ich persönliche Begegnungen mit Dennis Meadows anlässlich der Vorstellung des 30-year update (2004 in Hamburg)
und Stéphane Hessel (Wofür lohnt es sich zu kämpfen?, Zukunftscamp 2012 der Zeit-Stiftung). Beide haben meine Zweifel an quantitativem Wachstum ad infinitum, an
der faktischen Unterordnung der res publica unter die Belange einer zusehends neoliberal ausgestalteten globalen Marktwirtschaft sowie und die Notwendigkeit, dazu
auch persönlich Stellung zu nehmen, maßgeblich beeinflusst.
Was sind die für Sie wichtigsten Parameter der qualitativen Oekonomie?
Output- und Ertragsparameter dürfen nicht gegen ESG-Parameter gestellt, sondern müssen integriert gedacht werden.
Denn: ein nachhaltiges Geschäftsmodell lässt in der Regel den höheren Ertrag erwarten. In welcher Höhe, zeitlichen Verteilung und Dauer dieser anfällt, sind Details, über die eine
intensive Reflexion erforderlich ist. Die qualitative Ökonomie adressiert diese Aspekte.Output- und Ertragsparameter dürfen nicht gegen ESG-Parameter gestellt, sondern müssen
integriert gedacht werden. Denn: ein nachhaltiges Geschäftsmodell lässt in der Regel den höheren Ertrag erwarten. In welcher Höhe, zeitlichen Verteilung und Dauer dieser anfällt, sind
Details, über die eine intensive Reflexion erforderlich ist. Die qualitative Ökonomie adressiert diese Aspekte.
Was sollten wir tun und was sollten wir lassen, um qualitative Oekonomie zu schaffen?
Lassen Sie es mich in Dos und Don’ts beantworten. Dos sind: strategische Entscheidungen stets mit einem vollständigen Set von (Handlungs-)Optionen zu unterlegen,
eine Präferenz immer anhand aller als relevant erkannten Kriterien zu bestimmen. Qualitative Kriterien, insb. aus dem ESG-Bereich, sind ein Muss. Und immer gilt
auch verstehen zu wollen, warum man die nicht präferierten Optionen ablehnt. Zudem geht es darum, entschlossen als nachhaltig richtig Erkanntes nicht nur umzusetzen, sondern auch
leidenschaftlich für Maß und Mitte einzutreten.
Die Don’ts lauten für mich: Tradierte Narrative zu wiederholen, die der Bewahrung des status quo dienen.
Publikationen von Dr. Roland Lappin
→ Kreditäre Finanzierung unter dem Grundgesetz – Ein Plädoyer gegen den Kreditstaat, Dissertation, 1994, in: Duncker & Humblot, Schriftenreihe zum öffentlichen Recht, Band 666
→ Wertbeitrag des Controllings in einem Wachstumsunternehmen, 2007, in: Erfolgstreiber für das Controlling, Hrsg. Péter Horváth
→ Post-Lehman: Bedarf der Einsatz des exzessiv neoliberalen Marktprinzips einer Neubewertung, oder?, 2021, in: https://www.nordakademie.de/news/In welchem Geist sehen wir das
Marktprinzip?