Wie sehen Sie die Welt im Jahr 2050 und was wünschen Sie sich?
Grundsätzlich bin ich ein Optimist. Der Blick in die Zukunft mit zunehmenden Klimaschäden und deren Einfluss auf den Menschen und die Tiere, zunehmendem Hunger, Verarmung,
kriegerischer Auseinandersetzung, Migration und noch stetig wachsender Weltbevölkerung machen es deutlich schwieriger, positiv in die Zukunft zu schauen. Gerade weil die Maßnahmen,
die erforderlich sind, um hier Einhalt zu gebieten, so massiv sind und ein Zusammenwirken so vieler verschiedener Interessensgruppen erfordern, erscheinen die Erfolgsaussichten dafür
zumindest mit der notwendigen Geschwindigkeit nahezu aussichtslos. Dennoch gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass das Bewusstsein dafür weiter zunimmt und unabhängig von egoistischen,
wirtschaftsoptimierten Zielen die Wegweiser gestellt werden. Ich wünsche mir, dass hier immer mehr Menschen aktiv werden. Denn eines ist klar, die Erde wird vielleicht bleiben, die
Frage ist nur, was mit uns Menschen passiert.
Warum macht die Zukunft ein anderes Wirtschaften notwendig?
Die Ressourcen, die die Erde hergibt, um den Menschen das derzeitige Leben und weiteres Wachstum zu ermöglichen, sind in den Bereichen der industriellen Nutzung und Ausbeutung stark
begrenzt. Die Besinnung darauf und Anpassung des Verbrauchs und der Entwicklung von Alternativen ist unabdingbar, damit trotz steigender Zahlen bei der Weltbevölkerung Befriedung
durch hinreichende Versorgung sichergestellt ist. Clevere Ideen und ganz anders Ansätze müssen her, Deutschland als Forscher- und Erfinderland sollte hier wieder eine Vorreiterrolle
einnehmen.
Erzählen Sie uns bitte von einem Schlüsselerlebnis, das Ihre Weltanschauung verändert hat.
Ein Schlüsselerlebnis für mich war ein Sommerurlaub in Norwegen vor ca. 5 Jahren. Dort besichtigten wir mit einem kleinen Boot Vogelkolonien entlang der Küste. Sowohl das
Artenvorkommen als das Verhalten der Tiere hatten sich in den letzten Jahren auf Grund von Erwärmung stark verändert und es schwammen viele verendete Tiere im Meer, die Plastik
gefressen oder sich in Plastiknetzen verheddert hatten. Die Nester der Vögel in den Felsen waren aus Plastikmüll und keinen Naturmaterialien gebaut. Das hat mich sehr
erschüttert.
Was sind die für Sie wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie?
Wesentlich ist für mich hier zunächst eine Wertekultur. Die Besinnung auf den Menschen, sein Können und Wissen und seine Bedürfnisse in der Arbeitswelt stärken Motivation,
Einsatzwillen und langfristig auch Gesundheit und Effizienz. Mitarbeiter leisten meist nicht mehr für mehr Geld, für den guten Vorgesetzten oder KollegInnen. Aber für Wertschätzung
geht man gern die Extrameile. Dies ist in Zeiten, in denen alle über den Fachkräftemangel stöhnen und kreativ werden müssen, extrem wichtig. Hinzu kommt, dass auch so die Freiheit für
gute Ideen und Kreativität gefördert werden, die für technische Neuerungen, weitere Optimierung und Einschlagen neuer Pfade so wichtig sind.
Hinzu kommt, dass eine weiter allein an Ausbeutung und Verschwendung orientierte Produktionsweise, die außer Acht lässt, dass die Ressourcen endlich sind, nicht mehr zeitgemäß ist.
Hier muss angesetzt werden, um andere Rohstoffe, besser in viel kleineren Mengen und z.B. auch durch Recycling zum Einsatz zu bringen.
Was sollten wir tun und was sollten wir lassen, um Qualitative Ökonomie zu schaffen?
Ganz wichtig ist hier in meinen Augen die Forschung, hierauf müsste die Aufmerksamkeit gerichtet werden, sowohl was bereits die schulische Ausbildung, berufliche Ausbildung und
finanzielle Unterstützung angeht. Verantwortung, ein wichtiger Faktor Qualitativer Ökonomie, kann und muss hier von jedem Einzelnen übernommen werden, sei es im Elternhaus, in
Unternehmen oder der Gesellschaft: Egoismus beiseite schieben und mutig und klar die Dinge ansprechen, regt auch das Umfeld an, Dinge anders zu sehen und zu bewerten. Immer größer,
schneller, besser - auf Kosten anderer oder der Umwelt - muss ein No-Go werden.