Wie sehen Sie die Welt im Jahr 2050 und was wünschen Sie sich?
Die Welt ist auf dem Weg in eine globale „Blue Zone“. Wir leben 2050 in Gemeinschaften, als Individuen mit starken sozialen Bindungen, hoher zwischenmenschlicher Interaktion und einer
daraus resultierenden hohen Lebenserwartung und Qualität. Wir leben und wirtschaften nachhaltig, denken international und sind global vernetzt. Wir nutzen eine etablierte
Cradle-to-cradle Ökonomie.
Wir respektieren unsere Mitmenschen, denken jedoch nicht in kleinsten Teilmengen, sondern im „großen Ganzen“.
Jeder erhält lebenslang eine kostenfreie und allumfassende Bildung und trägt nach seinen Möglichkeiten zur Gesellschaft/Gemeinschaft bei.
Warum macht die Zukunft ein anderes Wirtschaften notwendig?
Die Notwendigkeit eines anderen Wirtschaftssystems für die Zukunft ergibt sich aus mehreren Gründen. Wir stehen vor globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel, der
Ressourcenknappheit und sozialen Ungerechtigkeiten, der Demographie aber auch der Veränderung durch Digitalisierung und Automatisierung, die das derzeitige Wirtschaftssystem zunehmend
in Frage stellen. Diese globalen Herausforderungen, werden langfristig bestehen, aber sich auch verändern.
Ein anderes Wirtschaftssystem sollte daher flexibler, nachhaltiger und an den Bedürfnissen der Gesellschaft ausgerichtet sein. Dies erfordert eine verstärkte Zusammenarbeit und
Innovation, um sicherzustellen, dass wirtschaftliche Aktivitäten den sozialen und ökologischen Zielen dienen. Ein qualitatives Wirtschaftssystems muss in der Lage sein, sich an
Veränderungen anzupassen und die Bedürfnisse der Gesellschaft und der Umwelt in den Mittelpunkt zu stellen, um eine langfristige und nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Diese
komplexe Planung muss in und aus der Zusammenarbeit von Menschen entstehen, getestet und stetig überprüft werden.
Erzählen Sie uns bitte von einem Schlüsselerlebnis, das Ihre Weltanschauung verändert hat.
Während meiner Studienzeit in Berlin Anfang der 80er war ich unmittelbar von der Misswirtschaft im Immobilienbereich betroffen. Um dem entgegenzuwirken, habe ich mich engagiert, um
bezahlbaren Wohnraum zu erhalten bzw. zu schaffen. Als die Bundesregierung eine Enquete Kommission zum Thema „Jugendprotest“ ins Leben rief, wurde ich eingeladen, meine Erfahrungen
und Erlebnisse zu teilen und mit den Mitgliedern zu diskutieren. Die Offenheit und Bereitschaft zum Zuhören und zur Entwicklung von Lösungen in der Kommission haben mich nachhaltig
beeindruckt und mich gelehrt, für meine Überzeugungen einzutreten.
Was sind die für Sie wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie?
Die wichtigsten Parameter der Qualitativen Ökonomie sind aus meiner Sicht:
Zugang und Verständnis für Technologie, Innovation und Transformation, um Veränderungen aktiv zu gestalten, sinnvolle Maßnahmen zu etablieren und die Akzeptanz und Bereitschaft der
Menschen für diese Veränderungen zu fördern und zu unterstützen. Dies ist entscheidend, um mit den rasanten Entwicklungen in der Technologie Schritt zu halten und deren positive
Auswirkungen auf Wirtschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu maximieren.
Langfristige Nachhaltigkeit, um dem Klimawandel und der Ressourcenverknappung entgegenzuwirken und das Denken und Handeln der Menschen in Bezug auf Konsum und Lebensqualität zu
verändern. Die Berücksichtigung ökologischer Aspekte ist unerlässlich, um eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen zu sichern.
Soziale Verantwortung, einschließlich Bildung, Gesundheit und einem sicheren Lebensraum. Eine Quality Economy sollte sicherstellen, dass jeder Zugang zu Bildung und
Gesundheitsversorgung hat, sowie die Sicherheit eines angemessenen Lebensraums gewährleistet ist, um jene soziale Gerechtigkeit zu fördern.
Globalisierung, um Vernetzungen zu nutzen, globale Herausforderungen gemeinsam ausgewogen anzugehen und ideologische Unterschiede auszubalancieren. Die Welt ist zunehmend vernetzt,
und die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene ist entscheidend, um globale Probleme wie den Klimawandel oder die Bekämpfung von Armut zu stemmen.
Unternehmertum als Motor für innovative Ideen, die oft durch das bestehende enge Korsett der Regulatorik und die ausufernde Bürokratie behindert werden. Die Förderung von
Unternehmertum und Innovation ist entscheidend, um neue Ansätze und Lösungen zu ermöglichen und die Wirtschaft flexibler und zukunftsfähiger zu gestalten.
Was sollten wir tun und was sollten wir lassen, um qualitative Ökonomie zu schaffen?
Konzentrieren wir uns auf das, was wir tun sollten:
Eine bessere Kommunikation der strategischen Veränderungen und damit verbundenen notwendigen Schritte, um den Menschen zu vermitteln, warum diese erforderlich sind, wer
verantwortlich ist, was getan werden muss, wie und wann.
In größeren Zusammenhängen - und Gruppen - denken, um die ggw. Fragmentierung der Gesellschaft in immer kleinere Interessengruppen zu verhindern. Kollektives Arbeiten an
gemeinsamen Zielen kann die Grundlage für eine nachhaltige und damit Qualitative Ökonomie schaffen.
Bürokratie abbauen und durch mehr Mut und Risikobereitschaft die Wirtschaft fördern, um Innovation und Unternehmertum zu unterstützen und die Selbstverantwortlichkeit zu
stärken.
Den Föderalismus und die Kleinstaatlichkeit überdenken und hin zu größeren Lösungen kommen, auch nichtstaatliche Prozesse auf den Prüfstand stellen, um Ressourcen zu schonen, die
Bürokratie zu reduzieren und die Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg zu fördern.